Seit Sommer 2009 bietet der SSK in Kerpen
Aikido an. Nach dem ersten Jahr wurde mit den Teilnehmern ein
Interview über diese exotische Sportart geführt,. |
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Frage: Was ist Aikido?
Claudia: Aikido ist eine Bewegungsform, die erst vor gut 100 Jahren
aus den japanischen Nahkampftechniken entwickelt wurde. |

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Frage: Also ähnlich wie das chinesische
Tai Chi? |
Christian: Ja, das kann man durchaus
vergleichen. Aikido ist nur erheblich dynamischer als das Tai Chi, das
man so normalerweise sieht und Aikido wird partnerweise geübt. Auch
ist Tai Chi viel älter. |
Frage: Wie sind Sie zum Aikido gekommen?
Claudia: Vor fast 20 Jahren habe ich mit Jiu-Jitsu, der
traditionellen japanischen Selbstverteidigung, begonnen. Inzwischen
leite ich die Abteilung Jiu-Jitsu. Viele unserer Techniken sind dem
Aikido sehr ähnlich. Diese Bewegungen haben mich schon lange
fasziniert und daher bin ich froh, dass es hier in Kerpen jetzt auch
ein Aikido-Angebot gibt |
Sandra: Mein Mann ist ebenfalls übers
Jiu-Jitsu zum Aikido gekommen und hat mich jetzt einfach mal
mitgenommen und ich bin begeistert. Außerdem ist es schön, wenn man
gemeinsam zum Training gehen kann. |
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Matthias: Ich bin im SSK Judo Trainier und es macht
Spaß, über den Tellerrand zu schauen und eine verwandte Sportart neu
zu lernen. |
Frage: Bedeutet das, dass Aikido nur etwas für
Kampfsporterfahre ist?
Anke: Nein, ganz und gar nicht. Aikido ist für jedermann geeignet,
der Spaß an Bewegung hat und bereit ist, dies in einer geregelten
Form zu tun. Dass viele von uns aus anderen Kampfsportdisziplinen
kommen, liegt vielmehr am geringen allgemeinen Bekanntheitsgrad des
Aikido. Wir haben keine spektakulären Wettkämpfe und daher wenig
Resonanz in den Medien. Um Aikido bekannter zu machen, führen wir ja
auch dieses Interview. |
Frage: Wie läuft so ein typisches Aikido-Training
ab?
Anke: Zu Beginn des Trainings stehen Lockerungs- und
Mobilisierungsübungen sowie Atemübungen. Darauf folgt das Einüben
von Basisschrittfolgen. Dann schließen sich schon die eigentlichen
Aikido-Techniken an, die zu Beginn der Stunde erst langsam und ohne zu
werfen quasi als Dehnübungen ausgeführt werden. Die
Bewegungsabläufe sind am Anfang sowohl für den Angreifer als auch
für den Verteidiger vorgegeben, sodass man sich ganz auf die
Ausführung der Übung konzentrieren kann. Aikido trainiert man
paarweise, aber im Gegensatz zum Tanzen trainiert man nicht mit einem
festen Trainingspartner. In der Gruppe wird in der Regel nach jeder
Übung der Partner gewechselt, sodass man sich immer wieder auf einen
neuen Partner einstellen muss. |
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Frage: Aikido ist also eine Art Tanz?
Claudia: Das nun auch wieder nicht. Aikido sieht zwar aus wie Tanzen.
Genau wie beim Tanzen bewegen sich die Partner miteinander, jedoch
wird im Aikido immer einer aus dem Gleichgewicht gebracht und landet
elegant auf der Matte. Es ist eher eine Art ritualisierter Kampf |
Frage: Das hört sich an, als ob man ein
gewisses Bewegungstalent mitbringen müsste bzw. eine Grundfitness
benötigt, ist das so?
Anke: Nein, ganz und gar nicht. Die Gelenkigkeit und die
Koordinationsfähigkeit werden quasi nebenbei geschult. Anfangs ist
wichtig, dass die vorgegebenen Bewegungsabläufe, die im Prinzip sehr
einfach sind, eingehalten werden. Individuell kann sich jeder anhand
seiner Fitness weiter belasten. Man kann Techniken dann schneller
ausführen oder vom Angreifer mehr Widerstand fordern. Der Trainer
achtet sehr darauf, dass jeder sich innerhalb seiner eigenen
Möglichkeiten weiter entwickelt. |
Frage: Kommt man sich denn nicht als
Anfänger unter lauter Fortgeschrittenen vor wie ein Klotz am Bein?
Christian: Davor muss wirklich niemand Angst haben. Wir waren ja
schließlich alle mal blutige Anfänger. Außerdem macht es Spaß sein
Wissen weiterzugeben und als Fortgeschrittener kann man auch beim
Üben mit Anfängern eine Menge lernen. Man konzentriert sich auf die
Einzelbewegung und versucht diese zu perfektionieren. Das ist auch
eine Art Meditation in der Bewegung. |
Frage: Aikido ist eine defensive Kampfkunst, was ist
darunter zu verstehen?
Hubertus: Anders als z. B im Karate werden Angriffe nicht abgeblockt,
sondern die Angriffsenergie wird aufgenommen und umgelenkt. Der
eigentliche Angriff läuft ins Leere und der Angreifer stolpert quasi
über seine eigenen Füße. |

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Frage: Wie sieht das mit der
Selbstverteidigung aus?
Claudia: Wer glaubt, er könne sich in einem Aikido-Dojo auf die Schnelle
ein paar Tricks für
effektive Selbstverteidigung aneignen, wird enttäuscht sein. Die
Aikido Basistechniken sind dazu angelegt, die Prinzipien des Aikido zu
üben, das Aufnehmen und Weiterleiten der Angriffsenergie. Sich mit
Aikido verteidigen zu können, erfordert jahrelanges Üben. Unser
Lehrer lässt es sich jedoch auch nicht nehmen, uns immer mal wieder die
ein oder andere Abwandlung einer Aikido-Technik zu zeigen, mit der man
sich dann sehr wohl sehr effektiv verteidigen kann. Abwandlung ist
dabei aber wohl nicht das richtige Wort, es ist eigentlich ein Rückgriff
auf die ursprüngliche Aikijutsu-Technik.
Frage: Was ist denn jetzt schon wieder Aikijutsu?
Claudia: Aikijutsu ist eine Bezeichnung für die ursprünglichen
Kampftechniken der Samurai. Hieraus hat Morihei Ueshiba Anfang des
letzten Jahrhunderts das Aikido entwickelt.
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Frage: Benötigt man eine spezielle
Ausrüstung fürs Aikido?
Sandra: Wir tragen alle weiße Kampfsportanzüge mit weißen Gürteln.
Fürs Erste reicht allerdings erst einmal ganz normale Sportkleidung.
Trainiert wird barfuß auf Judo-Matten. Sonstiges Material wie Waffen
werden erst mal vom Verein gestellt. |
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Frage: Waffen?
Christian: Ja, zum Aikido gehört auch der Umgang mit Stock, Schwert
und Messer. Diese Waffen sind aus Holz und geübt wird erstmal ohne
Partner. Man lernt feste Bewegungsabläufe, sog. Kata. Bei uns steht
am Ende jeder Trainingseinheit eine halbe Stunde Waffentraining. |
Frage: Wenn ich zum Sport gehe, möchte
ich was für meine Gesundheit und Fitness tun, kann ich das auch mit
Aikido?
Anke: Sehr gut sogar. Regelmäßiges Üben verbessert die
Beweglichkeit und fördert durch komplexe Bewegungsabläufe
Konzentration, Koordination, Grob- und Feinmotorik sowie das
körperliche und geistige Wohlbefinden. Zu Anfang werden die Techniken
zwar langsam durchgeführt aber mit zunehmendem Fortschritt geht das
immer schneller, was auch ein wirksames Kreislauftraining ist. Aber
seien wir mal ehrlich, wer nur aus Gesundheits- und Fitnessgründen
zum Sport geht, verliert doch schnell die Lust dazu. Aikido macht
richtig Spaß und ist zudem noch gesund und zwar auf eine
ganzheitliche Art. |